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Julia Kadauke
Was Sie aus den Google Quality Rater Guidelines lernen können

Vorsicht "angestaubt"!

Dieser Artikel ist bereits etwas in die Jahre gekommen und enthält möglicherweise Informationen, die nicht mehr dem aktuellen Stand des Themas entsprechen.

Google aktualisiert mehrfach im Jahr den Core-Algorithmus der Suchmaschine, um seinen Nutzern ein besseres Nutzererlebnis zu schaffen, indem die relevantesten Ergebnisse “besonders weit oben” angezeigt werden.

Laut SISTRIX (https://www.sistrix.de/news/core-algorithmus-update-gesundheit-finanzen-betroffen/) gab es Anfang August 2018 ein Core-Update des Google Algorithmus (das sog. Medic Update), welches auch von Google bestätigt wurde. Allerdings gab der Suchmaschinenanbieter keine Details bekannt. Johannes Beus hat jedoch festgestellt, dass sich Sichtbarkeitsänderungen vor allem bei YMYL-Webseiten zeigen. YMYL steht für “Your Money Your Life” und thematisiert alles, was mit Leben, Gesundheit, Finanzen, Recht und weiteren den Menschen tiefgreifend betreffenden Fragen zu tun hat. Beispiele sind Shops, Versicherungs-Ratgeber oder Seiten mit Informationen, die mit großen Investitionen zu tun haben.

Die Suchmaschine Google arbeitet mit verschiedenen Algorithmen zur Kategorisierung und Bewertung von Webseiten. Um der Suchmaschine zu helfen, die Algorithmen mit Daten zu füttern, engagiert Google Mitarbeiter, die als Quality Rater fungieren. Stichwort: Maschinelles Lernen.

Diese Mitarbeiter sollen Webseiten anhand bestimmter Kriterien prüfen. Für möglichst objektive Bewertungen stellt der Suchmaschinenriese Quality Rater Guidelines bereit, die er sogar für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Unter https://static.googleusercontent.com/media/www.google.com/de//insidesearch/howsearchworks/assets/searchqualityevaluatorguidelines.pdf finden Sie die aktuelle Version.

Google hat vor wenigen Wochen Änderungen an den Guidelines vorgenommen, die sich vor allem auf YMYL-Seiten beziehen. Durch die Änderung sind die Qualitätsstandards dieser Seiten weiter angestiegen.

Dieses Beispiel zeigt, wie die Webseite zentrum-der-gesundheit.de durch das Update an Sichtbarkeit verloren hat:

 

Verlust der Sichtbarkeit der Webseite zentrum-der-gesundheit.de

Da es sich hierbei um ein Update handelt, welches deutliche Sichtbarkeitsveränderungen ausgelöst hat, möchten wir für Sie zusammenfassen, was Sie für die Optimierung Ihrer Webseite aus den Google Quality Rater Guidelines ziehen können.

1. Jede Seite Ihres Webauftritts muss einen Zweck erfüllen

Quality Rater prüfen unter anderem die Seiten-Qualität (“Page Quality”, PQ). Diese setzt sich aus verschieden Faktoren zusammen. Die erste Frage, die sich ein Rater stellen soll: Welchen Zweck verfolgt eine Seite und wie gut erfüllt sie diesen? Webseiten sollten erstellt werden, um Nutzern zu helfen. Wenn Webseiten erstellt werden, um Menschen zu schaden oder Geld ohne Gegenleistung zu machen, sollten Rater nur die niedrigste PQ vergeben (“Lowest PQ”). Haben aber Webseiten einen Nutzen für Besucher, sind sie - ob Enzyklopädie oder Witzeseite - zuerst einmal gleichwertig anzusehen.

Schließlich gibt es verschiedene Gründe, Webseiten zu erstellen. Shopseiten sollen Produkte verkaufen, Foren sollen Gleichgesinnte verbinden und Imagewebseiten sollen über Unternehmen informieren. Solange die Webseiten einen Zweck erfüllen, kann man nicht von einer besseren oder schlechteren Webseiten-Art sprechen. Die Bewertung muss auf den einzelnen Seiten stattfinden.

Selbstverständlich besteht ein Webauftritt aus unterschiedlichen Seitenarten: Blog- oder Newsartikel, Informationsseiten wie das Impressum oder die Datenschutzerklärung, “Über uns”-Seiten, Leistungs-Seiten, die Startseite etc.. Rater sollen sich bei der Bewertung auf Seitenebene den Nutzen für Besucher anschauen. Beispiel Startseite: Sie sollte auf die wichtigsten Inhalte des Webauftritts verlinken. Google: “The homepage of a website usually contains or has links to important information about the website. Webmasters usually make it easy to get to the homepage of the website from any page on the site.” Dadurch hat sie ggf. wenig Inhalt (also eine geringe Wortanzahl), aber sie erfüllt ihren Zweck. Und das ist, was zählt.

Stellen Sie sich bei jeder Seite die Fragen: Was ist der Zweck dieser Seite? Wird dieser Zweck im Titel deutlich? Erfüllt die Seite diesen Zweck und wie gut tut sie das?

2. Der Main Content muss halten, was der Titel verspricht

Gemäß der Quality Rater Guidelines bestehen Webseiten aus 3 Teilen:

  • Der “Main Content”, oder kurz “MC”, ist der Hauptbereich der Webseite. In ihm befindet sich der Inhalt, der den Besuchern einen Nutzen bringt. Das kann beispielsweise der Body eines News-Artikels sein oder auch ein Online-Rechner. Bei einem Produkt in einem Online-Shop handelt es sich um Produktbilder, -beschreibung, aber auch -bewertungen von Käufern. (Grüne Bereiche im Screenshot)

  • Supplementary Content”, oder kurz “SC” steht für unterstützenden, zusätzlichen Content (Neben-Content). Er ergänzt den Main Content durch z. B. verwandte Artikel, die Navigation, oder die Sidebar. (Orangene Bereiche im Screenshot)

  • Den dritten Teil bilden “Advertisements/Monetization”, oder kurz “Ads”, also Werbung und andere Monetarisierungsformen. Dieser Bestandteil dient dazu, die Webseite finanziell betreiben zu können und ist grundsätzlich nicht als Negativkriterium anzusehen. (Rote Bereiche im Screenshot)

Der Main Content ist also für die Bewertung des Nutzens einer Webseite von höchster Bedeutung.

Suchmaschinennutzer gelangen über Suchergebnisse auf Webseiten. Bei einer Suche sehen sie den Titel einer Seite als besonders prominent dargestellten Teil des SERP Snippets, also des Suchmaschinenergebnisses. Dieser verleitet in den meisten Fällen zum Klick auf das Ergebnis und führt den Besucher auf die Webseite.

Der Titel “verspricht”, dass diese Seite eine bestimmte Information oder Content enthält. Wenn der Main Content aber nicht zum Titel passt, wird dieses Ergebnis für den Suchenden nicht relevant sein und er wird zurück zu den Suchergebnissen gehen. Dies ist ein negatives Nutzersignal und Sie sollten sicherstellen, dass die Titel der Einzelseiten Ihres Webauftritts mit dem Inhalt übereinstimmen. Google:

“Helpful titles summarize the MC on the page.”

Suchen Sie selbst nach Einzelseiten Ihres Webauftritts bei Google und stellen Sie sich die Fragen: Verspricht der Titel etwas? Finde ich auf der Seite wirklich das, was ich gesucht habe? Enthält der MC genügend Informationen, um zu halten, was der Titel versprochen hat?

3. Werbung und Neben-Content dürfen den Main Content nicht stören

Werbung in Form von Bannern, Pop-Ups o. ä. sollen kein Negativkriterium für Rater sein, da sie notwendig für den Betrieb vieler Webseiten sind. Google:

“Many pages have advertisements/monetization (Ads). Without advertising and monetization, some webpages could not exist because it costs money to maintain a website and create high quality content. The presence or absence of Ads is not by itself a reason for a High or Low quality rating.”

Der Main Content bzw. dessen Nutzung sollte durch Supplementary Content oder Werbung jedoch nicht beeinflusst werden. Werbe-Pop-Ups sollten durch einfaches Schließen verschwinden und dürfen nicht ständig über dem Main Content hängen. Dies wird von Ratern nämlich als negativ eingestuft. Google:

“We expect Ads and SC to be visible. However, some Ads, SC, [...] make it difficult to use the MC. Pages with Ads, SC, or other features that distract from or interrupt the use of the MC should be given a Low rating. A single pop-over Ad with a clear and easy-to-use close button is not terribly distracting, though may not be a great user experience. However, difficult-to-close Ads that follow page scrolls can be truly distracting and make the MC difficult to use.”

Genauso verhält es sich mit Werbung, die sich nicht vom Main Content unterscheidet. Dies gleicht einer Nutzertäuschung und wird ebenso negativ bewertet. In einem Beispiel wird eine Frage&Antwort-Seite (Q&A Page) negativ bewertet, da es schwierig ist, den Main Content von den Ads zu unterscheiden. Google:

“In addition to a very unhelpful “answer,” the page design makes it difficult to distinguish the MC from Ads. For example, below the answer, we see a "sponsored answer," which has the same format as the real answer, but is actually an Ad and not an answer to the question—this is misleading to users.”

Deaktivieren Sie AdBlocker, Cookie-Blocker und weitere Tools, die dafür sorgen würden, dass Werbung etc. nicht eingeblendet wird und besuchen Sie dann Ihre Webseite. Stört die Werbung? Sind SC-Inhalte wie Call to Actions prominenter als der Main Content? Können Sie den Main Content nutzen, oder wird er von Pop-Ups überdeckt?

4. E-A-T für YMYL-Seiten: Ihre Webseite muss vertrauenswürdig sein.

Kommen wir zurück auf die bereits genannten YMYL-Seiten. Der heutige Internetnutzer informiert sich im Web zu gesundheitlichen Themen wie Wirkungen von Medikamenten oder Therapien gegen Krankheiten. Er holt sich Informationen zu rechtlichen Themen, liest Produkt-Reviews, verfolgt Bürgerinformationen, bildet sich eine politische Meinung, informiert sich über wissenschaftliche Themen - kurz: YMYL-Seiten können die Zukunft eines Menschen beeinflussen und müssen daher besonders vertrauenswürdig sein.

Google verwendet hierzu die Begriffe “Expertise, Authorativeness und Trustworthiness”, kurz “E-A-T” (zu deutsch: Expertenwissen, Autorität und Vertrauenswürdigkeit der Quelle). Quality Rater sind dazu angehalten, bei jeder Webseite, jedem Artikel und jeder Meinung zu prüfen, wie vertrauenswürdig die Information ist. Dazu prüfen sie die Reputation in Bezug auf Konsens der Aussagen mit der allgemeinen Meinung, prüfen Reviews von Kunden oder anderen Experten und bekommen so ein Gefühl dafür, ob der Contentersteller oder Verantwortliche für die Webseite ein Experte auf seinem Gebiet ist und die Inhalte vertrauenswürdig sind. Das ist z. B. dann der Fall, wenn der Content selbst häufig zitiert wird oder der Autor in seinem Fachgebiet bekannt ist. Google:

“Use reputation research to find out what real users, as well as experts, think about a website. Look for reviews, references, recommendations by experts, news articles, and other credible information created/written by individuals about the website.”

Jedoch gibt es unterschiedliche Webseitenarten. Beispielsweise Foren oder Q&A Seiten. Auf solchen Seiten entsteht “User Generated Content”; viele Einzelpersonen sind für den Content verantwortlich. Rater sollen hier prüfen, wie vertrauenswürdig die einzelnen Autoren sind und ob Fragen in Foren bzw. Q&A Seiten auch wirklich beantwortet werden. Denn schließlich kann auch eine Forendiskussion als Suchergebnis gelistet werden. Google:

“Ratings for forum and Q&A pages can be challenging. The most important aspect is the E-A-T of the participants in the discussion, which can be difficult to judge. Keep in mind the following:

  • The Main Content on forum and Q&A pages includes both the question as well as the answers/responses and resulting discussions.

  • Rate forum and Q&A pages from the point of view of a user who visits the page, rather than a participant involved in the discussion.”

Bei einem Shop sind es wieder andere vertrauensbildende Faktoren wie Reviews, Erfahrungsberichte oder Tests: Viele gute Reviews sind ein positives Zeichen. Google:

“Stores frequently have user ratings, which can help you understand a store’s reputation based on the reports of people who actually shop there. We consider a large number of positive user reviews as evidence of positive reputation.”

Prüfen Sie Ihren Webauftritt auf vertrauensbildende oder vertrauenshemmende Elemente. Ihre Webseite bzw. Ihr Unternehmen sollte in einschlägigen Branchenregistern eingetragen sein. Seiten wie XING, LinkedIn, WLW etc. sollten zur Grundausstattung gehören. Gibt es Ihre Webseite schon auf Wikipedia? Stimmen alle Informationen dort, oder sollten diese nachgebessert werden? Gibt es Erfahrungsberichte zu Ihrer Webseite, Ihren Angeboten oder Ihrem Unternehmen?

Spezielle Seiten

Google nennt in den Guidelines spezielle Seiten wie 404-Seiten oder andere, welche Fehlermeldungen liefern. Das ist u. a. auch bei Suchseiten der Fall, wenn es kein passendes Suchergebnis auf der Webseite gibt. Diese Seiten sollten ebenfalls einen Nutzen haben, nämlich 1. den Besucher zu informieren, dass diese Seite / Suche nicht existiert und 2. ihm zu zeigen, wie er von hier aus weiter navigieren kann.

Google:

“Some pages are temporarily broken pages on otherwise functioning websites, while some pages have an explicit error (or custom 404) message. In some cases, pages are missing MC as well. Please think about whether the page offers help for users—did the webmaster spend time, effort, and care on the page?”

Ein Beispiel für eine gute 404-Seite: Sie enthält die Information, dass diese Seite nicht oder nicht mehr existiert. Eine Suchfunktion wird prominent eingeblendet. Außerdem werden Links angezeigt, die zu den wichtigsten Webseitenbereichen führen.

Prüfen Sie Ihre Webseite mit einer nicht vorhandenen URL und schauen Sie Ihre 404-Seite an. Gibt es genügend Möglichkeiten, sinnvoll von dieser Seite weiter zu navigieren? Könnte man behaupten, dass die Erstellung dieser Seite Zeit und Mühe gekostet hat?  

Fazit

Neben den Google Webmaster Richtlinien, die seit Jahren öffentlich unter https://developers.google.com/search/docs/essentials?hl=de&visit_id=637555142392842684-499141138&rd=1 abrufbar sind, bieten die Quality Raters Guidelines einen ziemlich genauen Einblick, wie Google den Webseitenbesucher versteht. Wer ernsthaft seine Webseite optimieren möchte, sollte die in den Guidelines angesprochenen Bewertungskriterien beherzigen.

In diesem Artikel gehen wir vor allem auf Mobile Friendliness und das Treffen von Suchintentionen in Bezug auf diese Guidelines ein: https://www.arocom.de/blog/warum-ihre-mobile-website-scheitern-koennte.

Wenn Sie Unterstützung bei der Optimierung Ihrer Webseite benötigen, freuen wir uns, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen:

info@arocom.de oder telefonisch unter der 0711 633 779 60